Grenzen überwinden für mehr Insektenschutz – Vernetzung von Maßnahmen und Akteuren im Siedlungsraum

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Praxis

Städtische Grünflächen sind ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere, erfüllen aber auch wichtige Funktionen für das menschliche Wohlbefinden. Ein naturnahes Wohnumfeld, an dessen Weiterentwicklung sich die Anwohnerschaft beteiligen kann, fördert die Erholung, Spiel, Bewegung und soziale Kontakte. Außerdem haben Bewohnerinnen und Bewohner, die ihren Außenraum mitgestalten können, eine höhere Identifikation mit ihrer Siedlung. Darüber hinaus verbessern Grünräume nachhaltig das Stadtklima und beugen dem urbanen Wärmeinseleffekt vor. Ein naturnahes Wohnumfeld trägt somit nicht nur maßgeblich zur Förderung der Biodiversität bei, sondern bedeutet auch mehr Lebensqualität für die Bevölkerung.

Grenzen überwinden für mehr Insektenschutz – Vernetzung von Maßnahmen und Akteuren im Siedlungsraum

Auch die Landeshauptstadt Hannover widmet sich in ihrem Zukunftsprojekt dieser Thematik und zeigt auf, wie öffentliche Grünflächen und angrenzende Siedlungsbereiche im räumlich-funktionalen Zusammenhang für den Insektenschutz entwickelt werden können.

Durch die Kooperation mit der hanova Wohnen GmbH standen neben öffentlichen Grünflächen auch umfangreiche Flächen im Wohnumfeld für das Vorhaben zur Verfügung. Kerngebiet des Projektes ist ein Teil des Grünzugs „Emmy-Lanzke-Weg“ und die angrenzende Wohnbebauung der hanova im Bereich der Dresdener Straße und der Leipziger Straße in Hannover-Vahrenheide. Das Gebiet umfasst ca. 15.000 m² öffentliche Grünflächen und ca. 54.000 m² Flächen der hanova Wohnen GmbH.

Im Fokus des Projekts steht ein von der Landeshauptstadt Hannover in Kooperation mit der hanova Wohnen GmbH erarbeitetes Maßnahmenkonzept, welches die Entwicklung von blütenreichen Nahrungsflächen, Überwinterungshabitaten und Nistmöglichkeiten für Insekten im räumlich-funktionalen Zusammenhang beinhaltet.

Auf mehreren Teilflächen des städtischen Grünzugs wurden insgesamt 900 m² Blühwiesen und 420 m² Kräuterrasen neu eingesät. Für die Einsaat sind die sog. „Hannovermischungen“ (Regiosaatgut) zum Einsatz gekommen, die im Rahmen des „Insektenbündnis Hannover“ speziell für die Standortbedingungen und Bodenver­hältnisse in Hannover neu entwickelt wurden. Auf den Flächen der hanova Wohnen GmbH wurden insgesamt 600 m² Rasenfläche durch den Einsatz von regionalem Saatgut in Blühwiesen umgewandelt. Mithilfe des MSV e.V. „Grüne Brücke“ wurden ergänzende Gehölz- und Staudenpflanzungen umgesetzt. Bei der Pflanzenauswahl wurde neben langanhaltenden Blüheigenschaften auch auf eine ansprechende Gestaltung geachtet, um für die Anwohnerinnen und Anwohner Orte für Freizeit, Naturbeobachtung und Erholung zu schaffen.

Da viele Insektenarten (z.B. Wildbienen) auf besondere Nistmöglichkeiten wie Rohbodenstellen angewiesen sind, wurden entlang des städtischen Grünzugs Sandarien und Nisthügel als Kleinstrukturen geschaffen. Totholz in Form von liegenden Stämmen oder Eichenspaltpfählen ergänzt das Habitatangebot für Insekten und weitere Tierarten.

Um die Mieterinnen und Mieter der Wohnungsbaugesellschaft am Projekt teilhaben zu lassen, wurden Aushänge in den Hauseingängen platziert und Flyer zur insektenfreundlichen Balkongestaltung verteilt. Im Rahmen einer Balkonpflanzenaktion „Summender Balkon“ wurden Stauden, Kräuter und Insektennisthilfen sowie ein „Pflanzen-Starterset für insektenfreundliche Balkonkästen“ verteilt. Darüber hinaus können sich die Bewohnerinnen und Bewohner an Pflanz- und Pflegemaßnahmen beteiligen.

Um die artenreichen Blühwiesen langfristig zu erhalten, werden sie extensiv gepflegt, d.h. die Wiesen werden max. dreimal jährlich und zu verschiedenen Zeitpunkten sowie mit unterschiedlicher Häufigkeit gemäht, so dass stets Habitatstrukturen für Heuschrecken, Schmetterlinge und andere Insekten erhalten bleiben. Das anfallende Schnittgut wird zeitversetzt abgefahren. In diesem Zusammenhang wurden die Mitarbeitenden des städtischen Grünflächenbetriebs bezüglich einer ökologisch optimierten Grünflächenpflege geschult.

Die im Projekt durchgeführten Maßnahmen wurden 2021 erstmals durch ein ökologisches Monitoring begleitet (Fokus Wildbienen und Habitatstrukturen). Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass insbesondere bodennistende Wildbienenarten und auch die entsprechenden parasitären Wespenarten bereits nach kurzer Zeit von den neugeschaffenen Habitatstrukturen profitierten. In Kooperation mit der Leibniz Universität Hannover erfolgte zudem ein erstes verhaltenswissenschaftliches Monitoring zur Akzeptanz der Maßnahmen in der Bevölkerung. Die Untersuchungen zeigen bereits positive Effekte der Maßnahmen auf und sollen in den Folgejahren fortgesetzt werden.

Informationen

Projektlaufzeit:
November 2020 – November 2027
Partner:
hanova Wohnen GmbH, Leibniz Universität Hannover
Förderer:
Bis Oktober 2024 im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert
Kontakt:
Landeshauptstadt Hannover
Fachbereich Umwelt und Stadtgrün
Dr. Stefan Rüter
Telefon: 0511 / 16843929
Weiterführende Links:
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Robert Spreter
Geschäftsführer

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Häufig gestellte Fragen

Um dem Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ beitreten zu können, muss Ihre Kommune folgendes beachten:

Unterzeichnung der Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen“
Bei der Deklaration handelt es sich um eine freiwillige Selbstverpflichtung, sich als Kommune im Rahmen der eigenen Möglichkeiten für den Erhalt der biologischen Vielfalt einzusetzen. Die Deklaration nennt unterschiedliche Themenbereiche und Zielsetzungen, die sich auch in der Bündnissatzung widerspiegeln.

Beitrittsbeschluss
Da der Beitritt zum Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ mit jährlichen Beiträgen verbunden ist, ist in der Regel ein politischer Beschluss innerhalb der zuständigen kommunalen Gremien erforderlich. Um Ihnen diesbezüglich die Arbeit zu erleichtern, haben wir einen entsprechenden Musterratsbeschluss für Sie vorbereitet.

Beitrittserklärung
Bei der Beitrittserklärung handelt es sich um ein einseitiges Formular, mit dem Sie formell den Bündnisbeitritt erklären und einen Ansprechpartner für das Bündnis benennen.

Mitglied des Vereins können kommunale Gebietskörperschaften werden, die die Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen“ unterzeichnet haben. Außerdem müssen Sie eine Beitrittserklärung sowie einen rechtlich verbindlichen Beitrittsbeschluss beim Vorstand einreichen.

Die Mitgliedsbeiträge sind nach Kommunengröße gestaffelt. Die aktuellen Mitgliedsbeiträge entnehmen Sie bitte der Beitragsordnung.

Als Plattform für Austausch und Kooperationen zwischen Kommunen bietet Ihnen das Bündnis Kontakte und Ansprechpartner rund um den kommunalen Naturschutz. Kommunen aus ganz Deutschland sind Mitglied im Bündnis und illustrieren mit zahlreichen Projektbeispielen wie der Naturschutz vor Ort gelingen kann. Mit der Homepage, einem regelmäßigen Newsletter sowie Broschüren und Veranstaltungen informiert das Bündnis seine Mitglieder über aktuelle Entwicklungen im kommunalen Naturschutz. Zudem bietet das Bündnis Ihnen die Möglichkeit, positiv auf Ihre Kommune und Ihre Maßnahmen aufmerksam zu machen.

Das Bündnis selbst schüttet keine Fördermittel aus. Wir stellen in unserer Fördermitteldatenbank Informationen zu zahlreichen für Kommunen relevante Fördermittel bereit und beraten Sie gerne bei Beantragungen.

Das Bündnis veranstaltet regelmäßig Online-Workshops zu spezifischen Themen exklusiv für seine Mitglieder. Zudem werden die Mitglieder zur Jahresversammlung mit einem Tagungsprogramm und der integrierten Mitgliederversammlung eingeladen.

Die Mitglieder verpflichten sich in einer Deklaration, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, die biologische Vielfalt vor Ort gezielt zu stärken. Die Anforderungen, zur Erhaltung der biologischen Vielfalt vor Ort, werden bewusst in die Entscheidungen auf kommunaler Ebene einbezogen.

Das Bündnis finanziert sich durch die Mitgliedsbeiträge sowie durch Fördermittel, welche von der Geschäftsstelle eingeworben werden.

Jedes Mitglied hat eine Stimme in der Mitgliederversammlung. Diese ist das oberste Organ des Vereins. Sie wählt den Vorstand, kann die Satzung ändern und bestimmt die Höhe des Mitgliedsbeitrags. Der Vorstand führt die Beschlüsse der Mitgliederversammlung aus, beschließt den Haushalt und bestellt eine Person für die Geschäftsführung. Die Geschäftsführung leitet die Geschäftsstelle und nimmt die wirtschaftlichen, verwaltungsmäßigen und personellen Angelegenheiten des Vereins wahr.

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Das Bündnis ist der Verein, der das Label „StadtGrün naturnah“ vergibt. Um am Labelverfahren teilzunehmen, muss Ihre Kommune nicht Mitglied im Bündnis sein. Ihre Kommune muss auch nicht am Label teilnehmen, um Bündnismitglied zu werden, beides ist unabhängig voneinander möglich, die Mitgliedschaft und das Labelverfahren ergänzen sich aber sehr gut.

Das Bündnis ist ein eingetragener Verein, daher können keine Anteile erworben werden.

Das Naturschutzprojekt des Jahres wird vom Bündnis alle zwei Jahre für herausragende Projekte an zwei Mitgliedskommunen vergeben. Wer die Auszeichnung erhält, wird vom Bündnisvorstand entschieden. Die Kommunen aus denen die Vorstandsmitglieder kommen, können nicht teilnehmen.

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An den Veranstaltungen, die das Bündnis für Mitglieder ausrichtet, können mehrere Personen aus Ihrer Kommune teilnehmen, so lange Plätze verfügbar sind.