Praxis
Naturnahe Grün- und Freiflächen in Siedlungsräumen stellen für viele Pflanzen und Tiere wichtige Ersatzlebensräume dar. Die ursprünglichen Habitate sind in der meist von Monokulturen und Strukturarmut geprägten Land- und Forstwirtschaft rar geworden. Nicht selten sind diese wertvollen Ersatzlebensräume jedoch durch Versiegelung und weitere innerstädtische Bebauung bedroht.
Haben Kommunen die Möglichkeit, eine durch Rückbau und Entsiegelung neu entstandene Freifläche für die Förderung von biologischer Vielfalt zu nutzen sowie von Beginn an naturnah anzulegen und zu pflegen, ist dies angesichts der knappen Flächenverfügbarkeit in Städten sowohl für die Tier- und Pflanzenwelt als auch für die Anwohnerschaft umso wertvoller.
In Gegenwart von naturnahen Grünflächen können Menschen direkt erleben, wie sich Stadtnatur mit ihrer Vielfalt positiv auf ihr Wohlbefinden auswirkt. Urbane Grünflächen dienen dabei dem Naturerlebnis und stellen insbesondere für Kinder wichtige Erfahrungsräume dar. Eine vielfältige Stadtnatur trägt damit auch wesentlich zur Umweltbildung bei.
Für Biene & Co, Natur und Mensch
Dieses Potential hat auch die Stadt Erfurt erkannt und in ihrem Zukunftsprojekt gemeinsam mit der Kommunalen Wohnungsgesellschaft mbH Erfurt eine nach einem Gebäudeabriss entstandene Freifläche naturnah entwickelt.
Auf insgesamt 2.000 m² wurde eine Blühwiese mit gebietseigenem Saatgut angelegt. Ein in Kooperation mit dem ortsansässigen Kindergarten entstandener Lesesteinhaufen sowie ein Sandarium und eine Insektennisthilfe ergänzen den neuen Lebensraum für Insekten, Reptilien und Kleinsäuger. Ein eigens angelegtes Feuchtbiotop deckt die auch für Insekten so wichtige Wasserversorgung ab. Denn bei sommerlichen Temperaturen brauchen nicht nur Menschen eine Abkühlung. Auch Insekten benötigen Wasser, um zu trinken oder ihre Nester zu bauen.
Damit das neugeschaffene Insektenparadies nicht durch Schwarzwild oder Hunde beeinträchtigt wird, wurde das Gebiet eingezäunt. Am Zaun installierte Schilder informieren über das Projekt und regen zur Nachahmung im eigenen Garten an.
Zusätzlich wurden in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Imker fünf Honigbienenvölker aufgestellt. Über die Betreuung der Honigbienen und das Ernten sowie die Weitergabe des eigenen Honigs trägt die allseits beliebte Honigbiene dazu bei, in der Bevölkerung die Akzeptanz gegenüber den Maßnahmen zur Wildbienenförderung zu steigern. So wird die Honigbiene zur Fürsprecherin ihrer wilden Schwestern.
Über eigens angeschafftes Bildungsmaterial und durch Aktionstage und Flächenbesuche sollen die Projektfläche und das Thema biologische Vielfalt langfristig in das Lernkonzept des kooperierenden Kindergartens integriert werden.
Um die Entwicklung der Projektfläche evaluieren zu können, hat die Stadt Erfurt in Zusammenarbeit mit Studentinnen und Studenten der FH Erfurt ein Monitoringprogramm initiiert. Nach einer Erstkartierung der Pflanzen- und Insektenvorkommen vor Einsaat der Blühwiese sollen zukünftig weitere Kartierungen folgen und durch Gutachten seitens des Umwelt- und Naturschutzamtes ergänzt werden, um so die Artenzusammensetzung der Fläche zu beobachten.
Die Projektfläche wird langfristig extensiv durch Schafbeweidung gepflegt, die Kosten hierfür trägt die Kommunale Wohnungsgesellschaft mbH Erfurt.
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Auszeichnung StadtGrün Label
Geschäftsstelle Radolfzell
Fritz-Reichle-Ring 2
78315 Radolfzell
Tel.: +49 7732 999-536-0
Fax: +49 7732 999-536-9
Um dem Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ beitreten zu können, muss Ihre Kommune folgendes beachten:
Unterzeichnung der Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen“
Bei der Deklaration handelt es sich um eine freiwillige Selbstverpflichtung, sich als Kommune im Rahmen der eigenen Möglichkeiten für den Erhalt der biologischen Vielfalt einzusetzen. Die Deklaration nennt unterschiedliche Themenbereiche und Zielsetzungen, die sich auch in der Bündnissatzung widerspiegeln.
Beitrittsbeschluss
Da der Beitritt zum Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ mit jährlichen Beiträgen verbunden ist, ist in der Regel ein politischer Beschluss innerhalb der zuständigen kommunalen Gremien erforderlich. Um Ihnen diesbezüglich die Arbeit zu erleichtern, haben wir einen entsprechenden Musterratsbeschluss für Sie vorbereitet.
Beitrittserklärung
Bei der Beitrittserklärung handelt es sich um ein einseitiges Formular, mit dem Sie formell den Bündnisbeitritt erklären und einen Ansprechpartner für das Bündnis benennen.
Mitglied des Vereins können kommunale Gebietskörperschaften werden, die die Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen“ unterzeichnet haben. Außerdem müssen Sie eine Beitrittserklärung sowie einen rechtlich verbindlichen Beitrittsbeschluss beim Vorstand einreichen.
Die Mitgliedsbeiträge sind nach Kommunengröße gestaffelt. Die aktuellen Mitgliedsbeiträge entnehmen Sie bitte der Beitragsordnung.
Als Plattform für Austausch und Kooperationen zwischen Kommunen bietet Ihnen das Bündnis Kontakte und Ansprechpartner rund um den kommunalen Naturschutz. Kommunen aus ganz Deutschland sind Mitglied im Bündnis und illustrieren mit zahlreichen Projektbeispielen wie der Naturschutz vor Ort gelingen kann. Mit der Homepage, einem regelmäßigen Newsletter sowie Broschüren und Veranstaltungen informiert das Bündnis seine Mitglieder über aktuelle Entwicklungen im kommunalen Naturschutz. Zudem bietet das Bündnis Ihnen die Möglichkeit, positiv auf Ihre Kommune und Ihre Maßnahmen aufmerksam zu machen.
Das Bündnis selbst schüttet keine Fördermittel aus. Wir stellen in unserer Fördermitteldatenbank Informationen zu zahlreichen für Kommunen relevante Fördermittel bereit und beraten Sie gerne bei Beantragungen.
Das Bündnis veranstaltet regelmäßig Online-Workshops zu spezifischen Themen exklusiv für seine Mitglieder. Zudem werden die Mitglieder zur Jahresversammlung mit einem Tagungsprogramm und der integrierten Mitgliederversammlung eingeladen.
Die Mitglieder verpflichten sich in einer Deklaration, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, die biologische Vielfalt vor Ort gezielt zu stärken. Die Anforderungen, zur Erhaltung der biologischen Vielfalt vor Ort, werden bewusst in die Entscheidungen auf kommunaler Ebene einbezogen.
Das Bündnis finanziert sich durch die Mitgliedsbeiträge sowie durch Fördermittel, welche von der Geschäftsstelle eingeworben werden.
Jedes Mitglied hat eine Stimme in der Mitgliederversammlung. Diese ist das oberste Organ des Vereins. Sie wählt den Vorstand, kann die Satzung ändern und bestimmt die Höhe des Mitgliedsbeitrags. Der Vorstand führt die Beschlüsse der Mitgliederversammlung aus, beschließt den Haushalt und bestellt eine Person für die Geschäftsführung. Die Geschäftsführung leitet die Geschäftsstelle und nimmt die wirtschaftlichen, verwaltungsmäßigen und personellen Angelegenheiten des Vereins wahr.
Das Label „StadtGrün naturnah“ ist ein Zertifizierungsverfahren für ökologisches Grünflächenmanagement, welches vom Bündnis durchgeführt wird. Um daran teilzunehmen, muss Ihre Kommune nicht Mitglied im Bündnis sein. Alle weiteren Infos zum Label finden sie hier.
Das Bündnis ist der Verein, der das Label „StadtGrün naturnah“ vergibt. Um am Labelverfahren teilzunehmen, muss Ihre Kommune nicht Mitglied im Bündnis sein. Ihre Kommune muss auch nicht am Label teilnehmen, um Bündnismitglied zu werden, beides ist unabhängig voneinander möglich, die Mitgliedschaft und das Labelverfahren ergänzen sich aber sehr gut.
Das Bündnis ist ein eingetragener Verein, daher können keine Anteile erworben werden.
Das Naturschutzprojekt des Jahres wird vom Bündnis alle zwei Jahre für herausragende Projekte an zwei Mitgliedskommunen vergeben. Wer die Auszeichnung erhält, wird vom Bündnisvorstand entschieden. Die Kommunen aus denen die Vorstandsmitglieder kommen, können nicht teilnehmen.
Jede Mitgliedskommune hat genau eine Stimme, unabhängig von der Einwohnerzahl.
An den Veranstaltungen, die das Bündnis für Mitglieder ausrichtet, können mehrere Personen aus Ihrer Kommune teilnehmen, so lange Plätze verfügbar sind.