Natur ohne Mensch – Obst von Anderswo – Wiesen für Insekten

Grün- und FreiflächenKlimaanpassung
BeleuchtungGehölze, Sträucher, HeckenInsektenMahdNachhaltigkeitNisthilfen & NistkästenObstbäume & StreuobstwiesenStrukturelemente (Sand, Totholz, Steine, Mauern)Umweltbildung & ÖffentlichkeitsarbeitUmweltgerechtigkeitUrbane WildnisWiesen

Praxis

Die meisten Stadtbewohnerinnen und -bewohner wissen heute gar nicht mehr, was Wildnis eigentlich ist, sind aber gleichzeitig von Wildtieren und -pflanzen fasziniert. Die Integration von Wildnis in urbane Nutzungsbezüge kann Stadtwildnis zum akzeptierten und willkommenen Teil der grün-blauen Infrastruktur machen. Ökologische Entwicklungsflächen, welche der natürlichen Sukzession überlassen werden, bieten vielfältige Potenziale, Wildnis in Städten weiterzuentwickeln und Biodiversität und Naturerlebnis in der Stadt zu verbinden. Sukzession beschreibt hierbei die zeitliche Abfolge einer Besiedlung durch Pflanzen-, Tier- oder Pilzgesellschaften – ohne menschliche Beeinflussung – an einem Standort.

Natur ohne Mensch – Obst von Anderswo – Wiesen für Insekten

Unter dem Titel „Natur ohne Mensch – Obst von Anderswo – Wiesen für Insekten“ widmet sich das Zukunftsprojekt der Stadt Dortmund den Themen Stadtwildnis, Integration und Umweltbildung sowie Insektenschutz. Der Planungsbereich vernetzt ein ehemaliges Straßenbahndepot in der Nordstadt mit einer östlich angrenzenden Grünanlage mit altem Baumbestand und mündet im Westen in den Fredenbaumpark – einer großen Parkanlage mit bemerkenswerter Historie, großem Naturkapital und Erholungswert.

Im Rahmen des Projektbausteins „Natur ohne Mensch“ wurde ein für Menschen unzugängliches und der natürlichen Sukzession überlassenes Wildnisgebiet angelegt. Hierzu wurde ein ca. 2.500 m² großes Areal mit einem 2 m hohen Zaun umgeben und aus der Nutzung genommen. Ein Aussichtsturm am Rand der Fläche ermöglicht die Beobachtung einer natürlichen Vegetationsentwicklung ohne menschliche Einflüsse inmitten der Stadt.

Darüber hinaus sind auf ca. 5.000 m² der bestehenden Intensiv-Rasenflächen „Wiesen für Insekten“ mit blütenreichem Regio-Saatgut eingesät worden. Die Blühwiesen werden mit einem Balkenmähwerk gemäht, das Mahdgut wird geschwadet, gewendet und abtransportiert. Außerdem wird durch eine reduzierte und versetzte Mahd sichergestellt, dass wichtige Nahrungsquellen und Rückzugsgebiete für Insekten erhalten bleiben. Ergänzend werden im Herbst 2023 ca. 5.000 insektenfreundliche Geophyten – hauptsächlich Elfen-Krokus (Crocus tommasinianus) – im Bereich der Blühwiesen gepflanzt.

Die Pflanzung von Obstbäumen stellt einen weiteren wichtigen Aspekt des Zukunftsprojektes dar. Anstatt heimischer Arten setzte die Stadt hierbei auf Obstbäume aus Südeuropa. In der Dortmunder Nordstadt leben viele junge Menschen mit Migrationshintergrund. Der Anblick von Obstsorten mit Bezug zu den unterschiedlichen Herkunftsländern – also „Obst von Anderswo“ – soll die Naturerfahrung der Dortmunderinnen und Dortmunder bereichern. Im Frühjahr 2021 wurden Streuobstinseln mit Esskastanie (Castanea sativa), Quitte (Cydonia oblonga), Mirabelle (Prunus domestica), Mandel (Prunus dulcis), Pfirsich (Prunus persica), Mispel (Mespilus germanica), Maulbeerbaum (Morus nigra), Feige (Ficus carica) und Granatapfel (Punica granatum) gepflanzt. Hinsichtlich der fortschreitenden Klimaerwärmung werden die Obstbäume darüber hinaus auch auf ihre Klimatauglichkeit getestet.

Um eine dauerhafte Besiedlung der Projektflächen mit Insekten sicherzustellen und neben Nahrungsflächen auch Bereiche zur Fortpflanzung zu schaffen, wurde ein ca. 250 m² großes eingezäuntes Sandarium geschaffen. Mit fachlicher Begleitung des NABU Dortmund und der Biologischen Station Unna / Dortmund wurden verschieden Sande (Mauersand, Rheinsand) aufgeschüttet. Zusätzlich wurde Totholz eingebracht, Kleinstrukturen aus Steinen geschaffen und ein kleiner Teich angelegt. Blütenreiche Stauden und mehrjährige Pflanzen schaffen ein nahegelegenes Nahrungsangebot für die Insekten. Das Sandarium soll zukünftig von anliegenden Schulen und Kindergärten zu Umweltbildungszwecken genutzt werden.

Als weitere Artenschutzmaßnahme wurden auf den Flächen des Zukunftsprojekts Vogelnisthilfen installiert. Der Fredenbaumpark beherbergt eine größere Population von Staren (Sturnus vulgaris). Dieser frühere “Allerweltsvogel” steht mittlerweile auf der Vorwarnliste bedrohter Vögel. Um den vorhandenen Bestand zu stärken, wurden im Projektgebiet 20 Starenkästen aufgehängt.

Informations- und Lehrtafeln mit Informationen zu den einzelnen Maßnahmen sowie zum Naturstadt-Projekt, sollen den Bürgerinnen und Bürgern das Zukunftsprojekt der Stadt Dortmund näherbringen.

Durch die ökologische Aufwertung des ursprünglich artenarmen Naturraums wurden wertvolle Areale zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität in der Dortmunder Nordstadt geschaffen. Neben einer hohen Diversität an Blühpflanzen und Insekten ist auch eine positive Entwicklung der Vogelwelt festzustellen. Stare (Sturnus vulgaris), Grünfinken (Chloris chloris), Stieglitze (Carduelis carduelis) und sogar der in NRW mittlerweile seltene Bluthänfling (Linaria cannabina) profitieren vom Blüten- und Insektenreichtum der neu angelegten Flächen. Um die faunistischen Entwicklungen im Projektgebiet zu dokumentieren, werden der NABU Dortmund und die Biologische Station Unna/Dortmund 2023 Insektenkartierungen im Bereich des Sandariums durchführen. Außerdem sind Brutvogel – und Fledermauskartierungen im gesamten Fredenbaumpark geplant.

Für 2024 ist zudem eine Erneuerung der Straßenbeleuchtung im gesamten Dortmunder Nordbezirk vorgesehen. Infolgedessen wird auch die Beleuchtung im Fredenbaumpark, einschließlich der Laternen im Projektgebiet, auf insektenschonende und energiesparende LED-Lampen umgestellt.

Informationen

Projektlaufzeit:
November 2020 – November 2027
Partner:
NABU Dortmund, Biologische Station Unna /Dortmund
Förderer:
Bis Oktober 2024 im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert
Kontakt:
Stadt Dortmund
Grünflächenamt
Jürgen Hundorf
Telefon: 0231 / 5024175
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Robert Spreter
Geschäftsführer

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Tel.: +49 7732 999-536-0
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Häufig gestellte Fragen

Um dem Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ beitreten zu können, muss Ihre Kommune folgendes beachten:

Unterzeichnung der Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen“
Bei der Deklaration handelt es sich um eine freiwillige Selbstverpflichtung, sich als Kommune im Rahmen der eigenen Möglichkeiten für den Erhalt der biologischen Vielfalt einzusetzen. Die Deklaration nennt unterschiedliche Themenbereiche und Zielsetzungen, die sich auch in der Bündnissatzung widerspiegeln.

Beitrittsbeschluss
Da der Beitritt zum Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ mit jährlichen Beiträgen verbunden ist, ist in der Regel ein politischer Beschluss innerhalb der zuständigen kommunalen Gremien erforderlich. Um Ihnen diesbezüglich die Arbeit zu erleichtern, haben wir einen entsprechenden Musterratsbeschluss für Sie vorbereitet.

Beitrittserklärung
Bei der Beitrittserklärung handelt es sich um ein einseitiges Formular, mit dem Sie formell den Bündnisbeitritt erklären und einen Ansprechpartner für das Bündnis benennen.

Mitglied des Vereins können kommunale Gebietskörperschaften werden, die die Deklaration „Biologische Vielfalt in Kommunen“ unterzeichnet haben. Außerdem müssen Sie eine Beitrittserklärung sowie einen rechtlich verbindlichen Beitrittsbeschluss beim Vorstand einreichen.

Die Mitgliedsbeiträge sind nach Kommunengröße gestaffelt. Die aktuellen Mitgliedsbeiträge entnehmen Sie bitte der Beitragsordnung.

Als Plattform für Austausch und Kooperationen zwischen Kommunen bietet Ihnen das Bündnis Kontakte und Ansprechpartner rund um den kommunalen Naturschutz. Kommunen aus ganz Deutschland sind Mitglied im Bündnis und illustrieren mit zahlreichen Projektbeispielen wie der Naturschutz vor Ort gelingen kann. Mit der Homepage, einem regelmäßigen Newsletter sowie Broschüren und Veranstaltungen informiert das Bündnis seine Mitglieder über aktuelle Entwicklungen im kommunalen Naturschutz. Zudem bietet das Bündnis Ihnen die Möglichkeit, positiv auf Ihre Kommune und Ihre Maßnahmen aufmerksam zu machen.

Das Bündnis selbst schüttet keine Fördermittel aus. Wir stellen in unserer Fördermitteldatenbank Informationen zu zahlreichen für Kommunen relevante Fördermittel bereit und beraten Sie gerne bei Beantragungen.

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Die Mitglieder verpflichten sich in einer Deklaration, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, die biologische Vielfalt vor Ort gezielt zu stärken. Die Anforderungen, zur Erhaltung der biologischen Vielfalt vor Ort, werden bewusst in die Entscheidungen auf kommunaler Ebene einbezogen.

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Jedes Mitglied hat eine Stimme in der Mitgliederversammlung. Diese ist das oberste Organ des Vereins. Sie wählt den Vorstand, kann die Satzung ändern und bestimmt die Höhe des Mitgliedsbeitrags. Der Vorstand führt die Beschlüsse der Mitgliederversammlung aus, beschließt den Haushalt und bestellt eine Person für die Geschäftsführung. Die Geschäftsführung leitet die Geschäftsstelle und nimmt die wirtschaftlichen, verwaltungsmäßigen und personellen Angelegenheiten des Vereins wahr.

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Das Bündnis ist der Verein, der das Label „StadtGrün naturnah“ vergibt. Um am Labelverfahren teilzunehmen, muss Ihre Kommune nicht Mitglied im Bündnis sein. Ihre Kommune muss auch nicht am Label teilnehmen, um Bündnismitglied zu werden, beides ist unabhängig voneinander möglich, die Mitgliedschaft und das Labelverfahren ergänzen sich aber sehr gut.

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Das Naturschutzprojekt des Jahres wird vom Bündnis alle zwei Jahre für herausragende Projekte an zwei Mitgliedskommunen vergeben. Wer die Auszeichnung erhält, wird vom Bündnisvorstand entschieden. Die Kommunen aus denen die Vorstandsmitglieder kommen, können nicht teilnehmen.

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